„Wir lagen vor Madagaskar“, dieses Seemannslied hat bestimmt jeder schon einmal mitgeträllert, …natürlich ohne Pest an Bord. Östlich von Afrika und 900 Kilometer von Madagaskar entfernt erhebt sich das paradiesische Eiland Mauritius. Die Zahl derer, die heute noch per (Kreuzfahrt-) Schiff kommen, ist relativ klein. Die meisten der 740.000 Touristen jährlich, davon 55.000 Deutsche, kommen mit Luft-Schiffen. Und es werden immer mehr, die mit Golfbags aus den Fliegern klettern unter anderem, weil die Plätze auf Mauritius ebenfalls mehr werden.
Früher jagte man hier Hirsche,
jetzt sind es Birdies
Der jüngste Neuzugang ist der erst im Oktober 2006 eröffnete Tamarina Golf Club an der Westküste. Affenfelsen, Schlangenaugen hinter den außergewöhnlichen Bezeichnungen verbergen sich Bahn 18 (ein Par 4 mit 354 Metern) sowie Bahn 11 mit 466 Metern, ein Par 5. Klein-Afrika nennen wir unseren Kurs, schwärmt Golf Direktor OBrian Barber, ein Südafrikaner. Alle rufen ihn nur OB, wohl in Anlehnung an Out of Bounds. Früher war hier ein Hirsch-Jagdrevier auf steinigem Gelände. 200.000 Kubikmeter Boden mussten herangeschafft werden, um anfangen zu können. Herausgekommen ist ein Kurs, der an afrikanische Savanne erinnert. Immer wieder genießt man in der offenen Landschaft die beeindruckende Kulisse der Berge mit den Drei Brustwarzen (so heißt auch die 15) und dem alles dominierenden Le Rempart (der spitze Berg auf dem großen Foto auf Seite 16). Den Kontrast dazu bilden die hellen gepflegten Bunker und die feinen, sanften Grüns, die zum Teil am Fluss Rempart liegen. Alter Baumbestand, Meerblick von ausgewählten Stellen des Platzes immer wieder sieht alles anders aus. Kompliment, ein toller Platz.
Der Tamarina Golf Estate & Beach Club hat kein eigenes Hotel, kooperiert aber mit einigen Luxushotels an der Küste. Wir empfehlen das Le Paradis, das nur 30 Autominuten südlich auf der wunderschönen Halbinsel Le Morne liegt. Dort wird man rundum so verwöhnt, wie man es bei dem Hotelnamen erhoffen kann. Zum Fünf-Sterne-Plus-Hotel der Beachcomber-Gruppe gehört der Le Paradis Golf Club, dessen 1. Abschlag nur 20 Meter von der Rezeption entfernt ist. Nach dem Redesign im Jahr 2001 sind die Anforderungen an einen modernen Kurs erfüllt: herausfordernd für die Guten, unterhaltend und nicht zu bestrafend für alle. Fast auf Meeresspiegelniveau ist der Paradis-Platz flach. Seine optische Struktur und den leicht tropischen Charakter gewinnt er durch das Dünengras, farbenprächtige Bougainvilleas und die Königspalmen, von denen einige in den hellen Bunkern stehen. Durch die exponierte Lage auf der Halbinsel Le Morne kommt man immer wieder ans Meer. Auf der 4 zum Beispiel, einem Dogleg nach links, muss man über einen kleinen Hafen schlagen, in dem die Boote vom Wassersportclub der beiden Hotels dümpeln (neben dem Paradis liegt noch das Dinarobin). Im Laufe der sehr ansprechenden Runde folgen noch viele weitere Postkartenmotive.
Ein 5-Sterne-Hotel als Basislager
das gibt’s nur hier
Auch der drei Jahre alte Platz Golf du Château ist vom Paradis Hotel problemlos zu erreichen, das sich als Basislager (welch eine Untertreibung) für den Süden der Insel anbietet. Le Château ist eine sattgrüne, wellige Landschaft, die in eine frühere Zuckerrohrplantage mo-delliert wurde. Heute steht die ganze Region der Domaine de Bel Ombre unter Naturschutz. Dieser Kurs verbindet alte Traditionen mit gutem Golf. Denn es begab sich zu einer Zeit als der irische Schiffsarzt Charles Edward Telfair 1810 nach Mauritius kam. Er importierte auf der Insel bis dahin unbekannte Pflanzen und züchtete neue Arten. Sein Wohnhaus, das Château, steht heute noch auf dem Hügel, wurde liebevoll renoviert und dient inzwischen als exquisites Speiserestaurant. Für den Bau des Golfplatzes verpflichtete man mit Peter Matkovitch einen absoluten Fachmann. Er platzierte gleich mehrere Bahnen (vom Grün der 6 bis zum 9. Abschlag) am Herrenhaus. Vom 7. Grün, einem Par 5 mit 482 Metern, hat man einerseits einen herrlichen Blick auf das bezaubernde Schlösschen, andererseits liegen einem die Back Nine im Tal zu Füßen. Golf du Château erstreckt sich wunderschön zwischen vulkanischem Berg- und Hügelland und dem türkisfarbenen Meer. Nicht einsehbare Grüns und offene, zum Teil wellige Fairways prägen den Kurs. Die Bäche Citronniers und St. Martin kreuzen mehrmals, und oft schnuppert man den süßlichen Duft exotischer Pflanzen.
Wir verlassen den Süden und Westen, fahren nach Norden, nehmen die quirlige Hauptstadt Port Louis sowie die 9-Löcher-Anlagen Trou aux Biches, Maritim und Le Saint Géran mit (mehr darüber auf der nächsten Seite). Im ausgezeichneten Belle Mare Plage Resort an der Ostküste, das zur Gruppe der Constance-Hotels gehört, treffen wir auf zwei weitere Highlights. The Legend ist der älteste Platz der Insel, hier wird schon seit 1994 gespielt. In dem wald- und baumreichen Gelände, in dem früher Hirsche gezüchtet wurden, liegen die meisten der 18 Bahnen wunderbar voneinander getrennt. Die gesamte Anlage, nur durch eine Straße vom Resort getrennt, wird aufwändig gepflegt; die Grüns wurden inzwischen komplett neu aufgebaut. Mussten sie auch, denn einmal im Jahr kommt das große Golf vorbei. Dann steigt die Mauritius Open, bei der bekannte Pros der Euro-Tour mitspielen. Wegen der großen Nachfrage nach richtig gutem Golf kam vor fünf Jahren The Links hinzu. Der führt durch welliges Gelände, wie man es bei dem Namen erwarten darf. Noch prägender sind die vielen tiefschwarzen Lava-Felder und Berge, die oft als Hindernis in die Strecke eingebaut wurden. Der beste Platz nach der Runde ist die gemütliche Bar. Bleiben Sie nach der Runde noch so lange, bis die Sonne glutrot hinter dem Platz versinkt. Ein Traum.
5×5 und einmal die 6
ein rekordverdächtiges Urteil
Golf auf Mautitius ist kein billiges Vergnügen; kann es auch nicht, denn die Insel gilt im Segment der Luxus-Hotels als teuer. Wenn man aber bedenkt, dass neben dem Golf zum Beispiel Tennis, Wasserski, Segeln oder Surfen inkludiert sind, relativiert sich das schon wieder. Die Golfplätze sind ihr Geld in jedem Fall wert. Selten haben wir bei Platzbewertungen fünfmal fünf Sterne gegeben, noch viel seltener die 6 gezogen der Touessrok Golf Course aber hat die Höchstnote verdient. Die 18 gnadenlos guten Löcher bedecken fast die gesamte Ile aux Cerfs, die Insel der Hirsche. Angelegt hat sie Bernhard Langer. Dessen stolzer Kommentar: Der Platz ist eine einzigartige Erfahrung, die alle Sinne anspricht. Ich hoffe, dass sich alle, die den Kurs gespielt haben, an seine natürliche Schönheit und den sportlichen Reiz erinnern. Langers erstes Set-up im Jahr 2003 zielte allerdings zu sehr auf exzellente Golfer. Jetzt, da der Kurs sensibel entschärft wurde, gehört er zu den Plätzen, die man mal gespielt haben sollte. Für die anderen gilt das aber auch!
Informationen Mauritius
Anreise: Mit dem Flieger dauert der Trip nach Mauritius rund 11 Stunden. Der Rückflug ist aufgrund des meist herrschenden starken Gegenwinds über Afrika noch länger. Wir zum Beispiel mussten auf dem Weg nach Frankfurt in München zwischenlanden, um kurz aufzutanken. Das wirkte wie ein Boxenstopp in der Formel 1. Von den deutschen Linien fliegen Condor und LTU mehrmals pro Woche nach Mauritius; die meisten Verbindungen bieten Air France und Air Mauritius (zum großen Teil über Paris). Verschaffen Sie sich im Internet einen Überblick über die besten Angebote zum Beispiel unter www.expedia.de.
Leihwagen: Es gibt die großen Verleiher genauso wie lokale Anbieter. Voraussetzung: Man hat einen internationalen Führerschein und ist mindestens 21 Jahre alt. Aber Achtung: In Mauritius fährt man links, die Straßen sind zum Teil sehr schmal, die Beschilderungen für Fremde oft schwer zu deuten.
Taxis: Immer und überall, durchgehend zu empfehlen und viel günstiger als in Deutschland (abgerech-net wird nach Taxameter). Die Fahrer haben oft ein erstaunliches Wissen über ihre Insel und geben das auch sehr gern weiter.
Sprache: Landessprache ist Englisch offiziell. Tat-sächlich wird überall mehr Französisch gesprochen.
Geld: Offizielles Zahlungsmittel ist die Rupie. 100 Mauritianische Rupien (MUR) 2,20 Euro. Kreditkarten werden in allen Hotels und Golfclubs akzeptiert. Bargeld gibts mit der EC-Karte am Automaten, davon aber nur sehr wenige. Also rechtzeitig eindecken.
Klima: Für uns Europäer ein Traum mit umgekehrten Jahreszeiten. Die Durchschnitts-Tempe- raturen im Winter steigen an den Küsten auf 25 Grad, im Sommer (unser Winter) bis knapp über 30 Grad. Der stete Passatwind sorgt dafür, dass es nicht zu heiß wird. Im Osten und Süden regnet es mehr; dennoch ist praktisch die ganze Insel das ganze Jahr über grün.
Zeitverschiebung: Mitteleuropäische Zeit plus drei Stunden, während unserer Sommerzeit nur zwei. Jetlag fällt also aus.
Sport: Fast alle an der Küste liegenden Luxus-Hotels bieten eine große Auswahl an Wassersportarten. Schnorcheln, Segeln, Surfen, ja sogar Wasserski sind meist kostenlos. Hoch-seefischen oder Tauchen kosten extra. Tennis, Radfahren auf richtig guten Bikes, Pilates, Aerobic, Nordic Walking ist auch alles mit drin.
Weitere Informationen: Im Internet unter der offiziellen Mauritius-Homepage (www.mauritius.net). Unter www.info-mauritius.com gibt es private Reiseberichte auf Deutsch.