Die Saisonziele waren meist groß. Jetzt sind die Clubmeisterschaften gespielt, einige letzte Versuche in Sachen gute Runde unternommen und das Jahr neigt sich in Richtung Gänsebraten. Was ist geblieben? Wie war Ihre Saison? Ich habe mich in zwei Clubs umgehört und stoße seit Jahren auf die immer selben Denkfehler beim Golf – vor allem bei mir selbst!
Die Fehlerpalette im Kopf von uns Amateuren ist so offensichtlich groß, dass es höchste Zeit wird, die typischen Denkfehler beim Golf mit einem Profi zu sortieren. Ich traf mich dazu direkt nach den Clubmeisterschaften mit dem ehemaligen Bundesliga- und College-Golfspieler Moritz Ackerhans auf eine Runde Golf im Golfclub Altenhof. Er qualifizierte sich auch für die Pro Golftour, entschied sich dann aber für ein Masterstudium in Psychologie. Als PGA zertifizierter Golftrainer und ausgebildeter Mentaltrainer A betreut er Golfspieler:innen aller Spielklassen.
Eine spannende Runde Golf, in der ich Interessantes über den vielzitierten „Flow“, eine sinnvolle Pausengestaltung und die kontraproduktiven Sichtweisen der Amateure lerne…
Denkfehler „Angst vor Tee 1“
Im Golfclub Altenhof ist dieser Denkfehler besonders ausgeprägt, weil man direkt vor der Terrasse des monumentalen Herrenhauses in Richtung eines mächtigen Baumes schlägt. Weshalb haben selbst Profis häufig „Respekt“ vor dem Rundenauftakt?
Moritz: Menschen, die generell nicht gern im Mittelpunkt stehen, haben sicherlich noch eine stärkere Wahrnehmung dieser Situation. Letztendlich steckt auch ein wenig die Angst vor „Bewertung“ dahinter. Dazu gehören tief verwurzelte Glaubenssätze wie „was denken wohl die anderen von mir?“. Generell gilt aber, dass man durch eine gezielte Routine, ein mentales Aufwärmprogramm und das Schaffen guter Voraussetzungen für den Schlag selbst eine Menge Last aus der Situation nehmen kann.
Wärmen Sie sich auf, die Range ist vor einem Wettkampf sehr wichtig, um die Muskeln und das Herz-Kreislauf-System in eine geschmeidige Form zu bringen. Erlernen Sie ein Flow-Skript und bauen Sie dies in ihr Aufwärmprogramm und die Routine ein (ich erkläre „Flow-Skript“ später kurz). Sollten Sie noch nie eine Entspannungsübung trainiert haben, würde ich auch dies empfehlen. Jeder kann klein beginnen und eine für sich passende Übung perfektionieren. Sie kann auf dem Weg von der Range zu Tee 1 genutzt werden, um eine Entspannungsreaktion herbeizuführen. Letzteres kann Ihnen helfen, Ihre Routine sauber abzurufen. Schreiben Sie Ihre Routine auf und lassen Sie diese von einer zweiten Person überprüfen. Ich beobachte bei fast jedem Amateur, dass er nie dieselbe Routine durchführt, obwohl er glaubt, es zu tun. Nur eine intuitiv ausgeführte, identische Routine, lässt Sie störende Einflüsse und zu viel Unruhe ausblenden.
Und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, bloß weil beispielsweise alle den Driver ziehen. Sie fühlen sich mit dem Hybrid besser? Dann nehmen Sie ihn. Das nennt sich auch bei Amateuren „auf die eigene Technik vertrauen“.
Denkfehler „Range-Verweigerer“
Ich schlage mich gern ein, trainiere auch viel auf der Range, bringe das Range-Erlebnis jedoch selten auf die Bahn. Bis zur Aushändigung der Scorekarte bin ich häufig ein äußerst guter Golfer! Verstehen Sie Leute, die behaupten, gar nicht auf die Range zu müssen?
Moritz: Das sind zwei Denkfehler in einem. Beide heißen zwar „Range“, benötigen jedoch eine getrennte Betrachtungsweise. Zunächst das Aufwärmen auf der Range: Das Einschlagen vor der Runde wird von den meisten Golfern falsch praktiziert. Zunächst erwarten die meisten Golfer vor einem Turnier zu viel von der Range. Die Einstellung, sich einfach mal überraschen zu lassen, wie beweglich man heute ist, wie man die Bälle trifft – das schafft kaum ein Amateur. Es wird vom ersten Schlag an die Qualität der Schläge bewertet, woraufhin häufig eine Umstellung der Schlagtechnik folgt.
Das ist komplett kontraproduktiv und bringt einen vor der Runde unweigerlich in Stress. Läuft es gut, steigt die Erwartungshaltung ins Unerfüllbare. Läuft es schlecht, begleiten einen Technikfragen zu Tee 1. Amateuren sollte man raten: Gehen Sie vor einem Turnier auf die Range, wärmen Sie Handgelenke, Hüfte, Schultern etc. auf, führen Sie Ihre Routine bei jedem Schlag durch, halten Sie an EINER simplen, bewährten Schwungidee fest, suchen Sie sich immer ein neues Ziel aus und schlagen Sie ohne Wertung einige Bälle. Nehmen Sie es zum Anlass zu schauen, wie sich Ihr Körper anfühlt, ohne diesen zu beurteilen. Kein Profi spielt jeden Tag dasselbe Golf – hören Sie auf, sich mit negativen Gedanken und permanenten Bewertungen zu quälen.
Jetzt zum Range-Training: Das ist für mich fast schon eine eigene Sportart. Der typische Denkfehler beim Golf ist hier, die Rangeschläge mit den Schwüngen auf dem Platz gleichzusetzen. Man muss bedenken, dass es folgende Unterschiede zwischen Range und Runde gibt:
• viele Versuche vs. ein Versuch
• kein Ziel vs. Ziel
• keine Hindernisse vs. Hindernisse
• keine Konsequenzen vs. Konsequenzen
• keine Zuschauer vs. Zuschauer (Flightpartner bspw.)
Der Rat an Amateure: Wenn Sie viel auf der Range schlagen, dann tun Sie so, als wären Sie auf dem Platz, spielen Sie in Gedanken eine Runde durch. Mit ausgedachten Korridoren (Richtung und Länge!), Hindernissen usw. Wenden Sie die Routine und Technik wie auf dem Platz an. Gehen Sie auch auf der Range in den Wettkampf mit Freunden. Lenken Sie sich durch Geräusche ab, teen Sie den Ball für Ihren Gegner auf – das ist dann echtes Wettkampftraining und bringt sie weiter. Und wenn es mit Freunden von der Range auf die kurze Privatrunde geht: Spielen Sie „Zockerrunden“, in denen alles erlaubt ist (in den Schlag rufen, Ball schlechter legen etc.) – das übt und macht enorm Spaß!
Bedenken Sie, dass es Bereiche in Ihrem Spiel geben wird, in denen Sie druckresistenter sind als in anderen. Ist keine solide Schlagtechnik zum Beispiel beim Annähern vorhanden, wäre es sogar schädlich, sie unter zu viel Druck anzuwenden. Misslungene Versuche werden Ihnen Selbstvertrauen rauben. Entwickeln Sie ein Gespür dafür, was machbar und was zu schwer für Sie ist. Finden Sie die passende Herausforderung in jedem Spielbereich! Und erarbeiten Sie sich ggf. eine funktionierende Schwungtechnik bspw. beim Annähern.
Denkfehler „Zählmeister“
Ich habe zwar die beste Golfrunde meines Lebens mit zwei double Bogeys begonnen, aber ich gebe zu, dass auch ich von Beginn an zu den notorischen Zählern gehöre – und mir die Laune von einem schlechten Beginn nehmen lasse. Wenn mir Golfer erzählen, dass sie nicht wüssten, wie sie liegen, finde ich es fast schon unglaubwürdig. Allerdings kenne ich noch grenzwertigere Fälle… Ich fragte bei den Clubmeisterschaften einen einstelligen Golf-Kumpel, der einen Flight vor mir spielte, an Loch 17, wie er denn liegen würde? Seine Antwort: „Wenn ich an der 18 Par spiele, habe ich 37 netto.“
Moritz (lacht): Als einstelliger Golfer und bei neuem Handicap-System noch Netto-Punkte zu zählen, ist schon besonders. Aber er ist da nicht allein. Auch das gehört zu dem Denkfehler des „Bewertungssystems“ bzw. einer Erwartungshaltung. Ich habe schon auf Golfreisen an wunderschönen Orten erlebt, wie sehr die Gruppen darauf beharrten, „Netto“ zu spielen. Ich bin dann oft verwundert, weshalb man sich nicht vielen anderen Spielformen hingibt, die einen in neue Situationen bringen und eine Menge Spaß bescheren.
Das Beispiel des schlechten Starts mit zwei double Bogeys macht doch eindeutig klar, worin im Golf die Krux liegt – man weiß nie, wie es bereits ab dem nächsten Schlag laufen wird.
Haben die Doppelbogeys dazu geführt, dass deine anfängliche hohe Erwartungshaltung (gutes Ergebnis!) zerstört wurde und du danach lockerer weiterspielen konntest als noch auf den ersten beiden Löchern? Golfer, die jeden Schlag und jedes Ergebnis bewerten, werden selten in einen Zustand des Flows kommen. Eine Erwartungshaltung bezogen auf das Ergebnis produziert Druck, der nicht nur im Amateurgolf häufig schlechte Schläge provoziert.
Ein Tipp für Amateure wäre es, ein realistisches Ziel zu formulieren. Beispiel: Ein Handicap-8-Spieler, der gut drauf ist in der Saison, geht vor den Clubmeisterschaften an Tee 1 und sagt sich: „Ich möchte in den drei Runden maximal 36 über Par spielen, also jeweils eine 84. Unter der Drucksituation einer Clubmeisterschaft ein gutes, realistisches Ziel. Es ist psychologisch entspannter, wenn man an Tee 1 steht und bei realistischer Einschätzung 36 Schläge verschlagen darf, als wenn man an Loch 1 direkt mit einem Par beginnen möchte.
Die Erwartungshaltung kann man auch trainieren. Amateure sehen viel zu häufig das gewünschte Ergebnis und die Probleme vor einer Runde, einem Loch oder einem Schlag. Ein Profi sieht immer herausfordernde 18 Birdies, die er spielen könnte Und er sieht in einer schlechten Lage eine zu bewältigende Herausforderung. Sind Sie Bogey-Golfer? Dann sehen Sie 18 herausfordernde Pars und jammern Sie nicht beim Bunkertreffer! Es kann Freude bereiten, das zu erlernen und häufiger ein Sandy-Par zu spielen. So wird Golfen zu einem Spiel und macht wieder Spaß.
Denkfehler „Strategie Schlaugolf“
Einer der ärgerlichsten Momente im Golfsport: Man liegt sehr gut auf der Runde, spielt traumhafte Drives und kommt im Punktspiel an eine etwas engere Bahn. Anstatt den top funktionierenden Driver zu spielen, holt man ein langes Eisen oder kleines Hölzchen aus dem Bag – guckt schlau und zimmert den Schlag in den Wald. Weshalb, fragt sich der geneigte Amateur, trifft man solch unterirdische Entscheidungen?
Moritz: Die Entscheidung per se ist ja nicht schlecht. Es scheint aber, vorab unterbewusst etwas passiert zu sein. Sonst hätte man zu dem Driver gegriffen. Die Enge der Bahn hat den Spieler beeindruckt. Zu sehr! Denn der Ball wurde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht konsequent ausgeführt. Das Unterbewusstsein hat sicher abgespeichert, dass man den Ball bei engen Bahnen viel zu oft in den Wald geschlagen hat. Wenn das als Programm hängen geblieben ist, dann ist es auch egal, welchen Schläger man dort spielt (lacht).
Mein Tipp wäre es, sich auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen und den Schläger zu nehmen, der sich am besten anfühlt. Häufig ist es die erste Schlagidee, die Ihnen in den Sinn kommt. Im nächsten Schritt ist es wichtig, die Routine sauber auszuführen. Sie hilft Ihnen die Aufmerksamkeit von den Gefahren wegzulenken, hin zu konstruktiven Handlungen.
Ich hatte neulich auch einen älteren Herren als Schüler, mit dem ich 9 Loch über den Platz gegangen bin. Bei einem Loch hatte er noch 120 Meter über ein Wasserhindernis zur Fahne. Er spielt normalerweise ein Eisen 7 für 120 Meter. Aufgrund des Wasserhindernisses griff er jedoch zu einem Hybrid 4, mit dem er normalerweise 160 Meter schlägt. Er meinte, einen weniger starken Schwung zu machen, dabei aber „sicher“ über das Wasser zu kommen (hinter dem Grün lauerten mehrere Bunker). Das Ergebnis brauche ich nicht bekannt zu geben… Es gilt bei allen strategischen Entscheidungen, die Idee und Kreativität in sinnvoll rationale Schläge zu kanalisieren. Spielen Sie das, was Sie können, nicht das, was die Situation meint zu suggerieren.
Ein ähnlicher Fehler ist der „Wiederholungsfehler“. Immer wieder höre ich auf Runden „da schlage ich immer rein“, oder „immer an Loch 4“. Viele speichern diese Situation ab und füttern sie immer weiter mit negativen Gedanken. Stellen Sie das ab, indem sie an diesem Loch in einer Trainingsrunde alle möglichen Varianten durchspielen. Identifizieren Sie die erfolgreichste Variante und trainieren Sie sie immer wieder in der Spielsituation auf dem Platz, unter Druck. Trainieren Sie diese Variante ebenfalls auf der Range und schlagen Sie dann beim nächsten Mal voller Überzeugung durch den Ball. Der Schrecken ist nur in Ihrer Fantasie!
Denkfehler „im Tunnel sein“
Jeder kennt sicherlich Golfer, mit denen man eine Runde eher ungern spielt. Nicht, weil es keine netten Menschen wären, sondern weil sie sich am Tee 1 in solche verwandeln. Golfer, die keinerlei Spaß verstehen, meist griesgrämig daherschleichen und die Stimmung im Flight mit jedem Fehlschlag noch weiter unter die Grasnarbe drücken. Darauf angesprochen erwidern diese Golfer, dass sie schließlich „im Tunnel seien“. Ist es nicht irrsinnig, sich vier bis fünf Stunden lang auf seinem besten Niveau konzentrieren zu wollen?
Moritz: Ja, das ist es tatsächlich. Wenn man davon ausgeht, dass man pro Schlag maximal 40 Sekunden Zeit hat, dann kommt man bei 18 Loch grob auf eine Stunde effektive Schlagzeit. Was ist dann mit den anderen drei Stunden?
So sieht es in vielen Sportarten aus. Der psychologische Begriff für das Füllen dieser Zeit ist „aktive Pausengestaltung“. Jeder Golfer sollte sich dafür einmal fragen, weshalb er Golf spielt. Die Motivationen sind unterschiedlich. Der eine wünscht sich Geselligkeit, der andere möchte in der Natur, wiederum ein anderer explizit sportlich sein. Beantworten Sie sich diese Frage sehr bewusst! Ein gutes Ergebnis zu erzielen, wird als Antwort wohl kaum einer nennen, denn dann hätten die meisten Golfer, inklusive mir selbst, schon längst wieder aufgehört zu spielen.
Wenn Sie ihr Bedürfnis kennen, dann legen Sie auch auf einer Runde besonderen Wert darauf. Schauen Sie als naturbewusster Golfer auch gezielt und achtsam auf die Flora und Fauna. Führen Sie als geselliger Golfer nette Gespräche. Und motivieren Sie als sportlicher Golfer auch die anderen, im Flight zwischen den Schlägen etwas flotter zu gehen. Füllen Sie die großen Pausen zwischen den Schlagzeiten mit schönen Gedanken an die Ihnen wichtigen Themen.
Auch ein Profi ist nur in der Vorbereitungszeit konzentriert und vollkommen abgeschirmt. Sie glauben gar nicht, was zwischen den Schlägen mit Kollegen und Caddies privat geredet wird. Profis machen nur nicht den Fehler, den Alltag in die Runde zu lassen. Das ist der Kapitalfehler schlechthin, den ich bei Amateuren sehe: Es läuft nicht gut, und schon wird auf das Handy geguckt. Die Runde ist dann meist ganz dahin…
Denkfehler „Technik-Schwung“
Ich gebe zu, dass auch ich diesen Denkfehler Golfern habe. Viel Range, viel Körperkorrektur, viel zu viele Gedanken in den Probeschwung. Leider geht mir dann bei Fehlschlägen zu schnell zu viel durch den Kopf, sodass ich den Rhythmus verliere. Ich weiß, dass Technik-Gedanken auf der Runde nichts verloren haben, aber gibt es ein Patentrezept zum Abstellen des technikbegeisterten Papageis auf der Schulter?
Moritz: Ich würde nicht sagen, dass Schwunggedanken nichts auf der Runde zu suchen haben, solange es nur einer ist. Ein technischer Schwunggedanke oder eine Schwungidee kann auch Sicherheit geben. Wenn ich beispielsweise daran denke, die rechte Schulter als Initialbewegung des Durchschwungs eher zum Boden als nach vorne zu bewegen, dann ist das absolut ok, sofern ein Gefühl davon existiert. So korrigiere ich mich schnell wieder, wenn mal ein Abschlag danebengeht. Das machen Profis übrigens auch. Zwei bis 200 Schwunggedanken sind hingegen kontraproduktiv. Ein Golfschwung ist eine rhythmische, intuitive Abfolge einer Bewegung. Auch wenn Amateure es noch so oft versuchen: Sie werden den Golfschwung nicht denken können (lacht). Den Fehler habe ich selbst oft genug gemacht.
Verlassen Sie sich auf Ihre Technik. Ich weiß, dass viele Amateure jetzt sagen, dass sie ja gar keine verlässliche Technik haben, aber die hat jeder in seiner Spielstärke. In jeder Spielsituation haben Sie eine Wahl. Wählen Sie den Schlag, den Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit spielen können und nicht einen schwierigen Schlag, den Sie nie geübt haben. Profis haben selbstredend die bessere Technik, aber ich muss als Amateur auch nicht die British Open gewinnen. Denken Sie an den älteren Herren mit dem halben Hybrid 4- Schwung aus 120 Metern. Er hat sich nicht auf seine Technik mit dem Eisen 7 verlassen, sondern einen Schwung technisch erdacht, der ungewohnt und viel zu schwer war…
Moritz, Sie sind uns noch den „Flow“ schuldig. Wir kennen das Wort und auch den Zustand. Auf sehr guten Runden fragt man sich hinterher, weshalb das alles geklappt hat und merkt, dass man eigentlich nur noch dem letzten Putt und dem Bahnen Layout Aufmerksamkeit geschenkt hat. Oder auf der Range mit Kopfhörern gerät man plötzlich in einen Zustand, bei dem man jeden Ball beliebig und locker zielen und schlagen kann. Wie kommt man da hin? Und was hat es mit dem Flow-Skript auf sich?
Moritz: Der Flow fühlt sich locker an, ist aber ein Zustand höchster Konzentration. Nur dass die Konzentration dabei nicht als Anstrengung empfunden wird. Die Zeit vergeht wie im Flug, alles passiert wie von selbst. Kinder sind oft im Flow, Erwachsene verlernen es dann leider wieder…
Man kann den Flow trainieren. Ein Flow-Skript ist dabei nichts anderes als eine Formulierung dieses Zustands in eigenen Worten. Schreiben Sie dazu einfach in drei bis vier Punkten auf, wie sich dieser Zustand anfühlt. Zum Beispiel „ich vergesse die Zeit“, oder „ich schwinge dann intuitiv rhythmisch“. Verzichten Sie dabei aber bitte auf Verneinungen. Es ist erstaunlich, wie schwer es vielen Menschen fällt, Dinge positiv zu formulieren – „ich schlage auf das Grün“, statt immer zu sagen „ich schlage nicht in das Wasser vor dem Grün“.
Diese Mini-Dokumentation des erstrebenswerten Zustands sollten Sie nach Fertigstellung auf dem Computer schreiben, ausdrucken und ins Golfbag legen. Fertig ist die erste Version Ihres Skripts. Versuchen Sie es zu verinnerlichen, auswendig zu können. Es müssen Ihre Worte sein und Sie müssen spüren, wie gut sich der Flow anfühlt. Das Skript ist die Grundlage für ein anschließendes, intensives Flow-Training.
Übrigens verlässt einen der Flow augenblicklich, sobald man ergebnisorientiert denkt. Ein guter Drive Mitte Fairway und dann der Gedanke „hoffentlich spiele ich das Wedge nach diesem großartigen Abschlag auch so gut“ – dann können Sie dem Flow direkt wieder hinterherwinken.
Moritz, wir danken für diese erkenntnisreiche Runde und ich möchte noch eine letzte Frage loswerden: Bei den Clubmeisterschaften habe ich für die ersten beiden Runden am Samstag einen neuen Armlock-Putter mitgenommen, den ich davor nur in einer Runde getestet hatte – mit entsprechendem Ergebnis… Was ist das für ein Denkfehler?
Moritz (lacht): Das ist entweder sehr mutig oder extrem verzweifelt…