Reise

Dubai – die Welt ist nicht genug

Abu Dhabi GC - Loch 7.
Direkt unterm Helikopter erstreckt sich die Welt. Eines der größten Bauprojekte weltweit, künstlich vor der Küste Dubais aufgeschüttete Inseln in Form der sechs Kontinente. Gleich daneben entsteht das Universum. Die Welt ist den Scheichs noch nicht genug. Beides hätte ich mir noch größer vorgestellt. Absurd bleibt es dennoch, erst recht aus nächster Nähe.

„Um auf der Welt ein Baugrundstück zu erwerben, muss man schon 30 Millionen Dollar hinblättern“, weiß David. Sein Job ist Helikopterpilot in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Heute ist der Amerikaner mein Luftchauffeur entlang der Küste Dubais. „Der beste Ort der Welt für Piloten“, sagt der 42-Jährige. „Hier kann sich den Helishuttle jeder leisten.“ Oder er wird dazu eingeladen.

Es gibt sogar welche, die bekommen eines dieser Minieilande der Welt vom Herrscher Dubais und Premierminister der VAE Mohammed Bin Rashid Al Maktoum persönlich geschenkt, wie Michael Schumacher. Die Beckhams sollen sich ihr Grundstück ohne lästige Nachbarn auch schon gesichert haben. Genau wie „007“ Sean Connery, der ist angeblich an England dran. Und Grönland hat sich die Herrscher-Familie Al Maktoum selbst gegönnt.
Gerade fliegen wir entlang der imposanten Skyline von Dubai. Wo vor etwas mehr als fünfzehn Jahren nur ein Wolkenkratzer die ehemaligen Fischerhütten verdrängte, lassen sich die gigantischen Türme heute nicht mehr zählen. In Dubai scheinen sie Sim City zu spielen, dieses Wirtschaftsstrategiecomputerspiel, bei dem am Ende keiner gewinnt, sondern es das Ziel ist, eine möglichst große und wohlhabende Stadt zu kreieren. Ein Wachstumslimit gibt es in dieser fiktiven Computerwelt nicht. In Dubai scheinbar auch nicht, und hier ist alles echt.

Wie der Burj Dubai, das seit März 2008 höchste Gebäude der Welt. „Gerade sind sie mit dem Bau so auf 600 Metern angelangt“, erzählt David, als wir mit dem Heli ganz nah über die aktuelle Spitze schweben. „Unheimlich, am Ende sollen es knapp 800 Meter werden. Am Burj wird mir immer bewusst, wie hoch wir eigentlich gerade sind.“ David hat etwas Höhenangst. Nicht besonders gut, wenn man sein tägliches Brot mit dem Fliegen verdient. „Aber immer noch besser, als da oben auf dem Kran in 600 Metern zu arbeiten“, verrät er.

Sollte sich übrigens jemand irgendwo auf der Welt erdreis­ten, einen noch höheren Kratzer zu bauen, schlägt Dubai sofort zurück. Der Burj lässt sich noch um einige Stockwerke aufstocken (aktuell sind es 158). Und ein paar der Baukräne bleiben für diesen Fall gleich oben draufstehen – je nach Bedarf. David landet seinen Helikop­ter mir zuliebe heute gleich neben dem Clubhausrohbau des „The Els Club“, dem neuesten fast fertiggestellten Golfprojekt in Dubai. Ernie Els hat hier einen 18-Löcher-Desert-Course kreiert, der inmitten der zukünftigen Dubai Sports City liegt. In unmittelbarer Nachbarschaft entstehen derzeit u. a. ein Fußballstadion für 60.000 Zuschauer und eine Indoor-Arena für weitere 10.000. Da soll u. a. mal Eisschnelllauf stattfinden. Gar nicht so ungewöhnlich für den Wüstenstaat Dubai, wenn man bedenkt, dass sogar im Einkaufszentrum eine Indoorskipiste gebaut wurde.
Eine Berg- und Talbahn sollte man beim Els-Layout übrigens nicht erwarten. Ernie hat genommen, was die Wüste hergibt. Kein künstlicher Las Vegas-Pomp, kein monsterschweres Layout, nur sandige, windige Löcher mit vielen Schlagoptionen je Loch von Tee und Fairway. Die Tücke sind die tollen Grüns. Die meisten sind wie kleine Buckel gebaut, die mindestens zu drei Seiten hin abfallen. „Es gibt immer einen Punkt auf dem Fairway, von wo aus der Approach auf diese welligen Grüns leichter ist“, macht der Weltranglistendritte Mut. Man muss ihn nur finden. „Keiner soll anschließend im Clubhaus frustriert sein.“

In den mit GPS ausgestatteten Carts trägt man während der Runde seinen Score selbst ein. Während eines Turniers ist man so permanent übers Live-Leaderboard informiert. Die bislang 120 elitären Mitglieder wünschen das so. Keine 48 Stunden hatte es gedauert, bis alle Mitgliedsanträge vergeben waren, trotz 40.000 Euro Aufnahmegebühr und 5.000 Euro Jahresspielgebühr. Eine Proberunde war kaum nötig. Der Bedarf an Golf in Dubai ist riesig. „Wo soll ich unterschreiben, wurde ich nur gefragt“, sagt Thomas Rubi, der General Manager. Und Chris Brown, der Golfdirektor, ergänzt: „Ich habe hier in nur drei Monaten mehr PGA Pros auf dem Platz gesehen als während meiner fünf Jahre als Pro in Turnberry, Schottland.“

Ein anderer, den es aus Schottland schon vor 16 Jahren an den Persischen Golf zog, war der achtfache Order of Merit-Gewinner Colin Montgomerie. Sein Meisterwerk „The Montgomerie“, etwas näher am pulsierenden Sheik Zayed Strip und Downtown Dubai gelegen, ist der „Oldie“ unter den arabischen Golfclubs. 1992 war Eröffnung. „Zielen Sie auf den ganz Hellen in der Mitte“, rät mir Mark Bryant, der Golf Manager im Club, gleich am ersten Tee. Gemeint ist ein Hochhaus aus der imposanten Dubai-Skyline. Ein fantastischer Blick, den man auf dem Montgomerie beinahe an jedem Loch genießen kann. Etliche Geschäftsleute aus der Stadt kommen hierher zum Trainieren. Der Par 3 Practice Course ist der beste in ganz Dubai, und wenn kein Stau ist, dauert die Anfahrt aus dem Zentrum gerade einmal zehn Minuten.

„Viele, die in unseren 20 clubeigenen Zimmern übernachten, spielen nicht einmal Golf“, erzählt Bryant. „Die nutzen lediglich diese grüne Oase inmitten von Beton zum Relaxen.“ Wie Sergio Garcia mit Freundin Morgan-Leigh und Schwiegervater in spe Greg Norman vor zwei Jahren. Die haben vor allem das gute Essen im club-eigenen Sternerestaurant und die Anonymität genossen. „Unter unseren 500 Mitglieder gibt es viele Prominente, und jeder kann maximal drei Wildcards für ein Spielrecht an Freunde und Kunden vergeben“, sagt der Manager. In diesem exklusiven Kreis fällt auch ein Weltklassepro kaum auf.

Gleich nebenan liegt übrigens „The Emirates Golf Club“, in dem seit 1989 die Dubai Desert Classic ausgetragen werden. Hier teet jedes Jahr die komplette Golfelite auf. Neben Els und Monty gewann dort auch schon Tiger Woods, zuletzt im Januar 2008. Und genau wie seine Pro-Kollegen wird auch Woods ab September 2009 zu den stolzen Golfplatzarchitekten Dubais zählen. „The Tiger Woods Dubai“ wird sein erstes Design der Nummer eins. „Ich habe für Tipps mit jedem Golfplatzarchitekten da draußen gesprochen, den ich kenne“, so Woods. „Schon als Kind habe ich von so einer Sache geträumt.“ Ob er diese neue starke Konkurrenz für seinen Club fürchte, frage ich Mark Bryant. „Nein“, antwortet der, „Dubai lechzt nach Golfplätzen.“ Bis 2012 sollen insgesamt elf neue Anlagen eröffnet werden.

Etwa zeitgleich mit der Eröffnung von Woods Erstlingswerk 2009 zum Beispiel fällt ein anderes Megaevent in Dubai. Die European Tour spielt ihr erstes Grande Finale der neuen Serie „The Race to Dubai“ gleich nebenan. Zehn Millionen Dollar Preisgeld gibt es dann für die Top 60 der abgelaufenen Saison zu verdienen, das nach jetzigem Stand höchstdotierte Turnier der Welt – und nicht der letzte Rekord in Dubai. Austragungsort ist übrigens nicht der neue Woods-Platz, sondern ein aktuell gebautes Layout von Altmeister Greg Norman, genannt „Earth“, ebenfalls in der direkten Nachbarschaft – schon die zweite Welt, die in Dubai entsteht! Und damit nicht genug: Die PGA European Tour verlegt auch ihr Headquarter nach Dubai. Tourboss George OGrady redet dabei von einer „Basis in der Mitte der Welt“.
 
Nur gut, dass die Emirate bei dieser Entwicklung zusammenarbeiten. Wer dem Stressfaktor Baustelle ein wenig entfliehen möchte, der ist im Nachbar-emirat Abu Dhabi bestens aufgehoben. Auch hier sollen in den nächsten fünf Jahren noch mindestens fünf neue Golfplätze gebaut werden, doch alles geschieht scheinbar mehr im Verborgenen. Aktuell ist der Abu Dhabi Golf Club das Aushängeschild und der anspruchsvollste Platz am ganzen Persischen Golf. 300 Kilometer Bewässerungsleitungen halten auf dieser Wüs-tenoase 13.000 Bäume am Leben. 2000 wurde das Peter Harradine-Design und der Austragungsort der Abu Dhabi Golf Championship, bei denen Martin Kaymer dieses Jahr seinen ersten Eurotitel gewann, eröffnet. Obwohl der Bau bereits vier Jahre vorher abgeschlossen war. Grund für die Verzögerung war das Clubhaus in Form eines Falken. Der damalige Scheich Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan weigerte sich nämlich, das Gebäude durch das Hinterteil des Falken zu betreten. Man munkelt, dass die Herrscherfamilie den Platz heute nur noch per Helikopter aufsucht…
Drei Fragen an
Bruce Glasco, Vizepräsident von Troon Golf, der Golf-managementfirma, die die drei vorgestellten Plätze leitet.

GOLFmagazin: Was genau ist eigentlich Troon Golf?
Bruce Glasco: Troon Golf ist das weltweit führende Unternehmen im Bereich Luxus-Golfmanagement, Golfentwicklung und Marketing. Unser Headquarter ist in Scottsdale, Arizona, und gegründet wurde das Unternehmen 1990. Aber wir haben auch internationale Offices in Australien, der Schweiz und Dubai. Zu unserer Firma gehören 195 Golfplätze in 31 Ländern.

GOLFmagazin: Wie kam es zu dem weltweiten Erfolg?
Glasco: Die Marke Troon ist nicht über Nacht entstanden. Aber am Anfang stand tatsächlich nur die erfolgreiche Arbeit an einem einzigen Golfplatz, Troon North in der Nähe des Headquarters. Unser Erfolgsrezept ist höchstmöglicher Standard in jedem Bereich unserer Golfanlagen. Außerdem die Stärke, auch nein sagen zu können, wenn ein lukratives Geschäft da ist, aber der Troon-Standart ganz offensichtlich nicht einzuhalten wäre. Außerdem suchen wir uns die weltweit besten Mitarbeiter aus, und bieten denen gute Karrierechancen im Unternehmen.

GOLFmagazin: Was genau unterscheidet Sie von anderen Golfmanagementfirmen?
Glasco: Da gibt es so einiges. Ich denke, wir haben das beste interne System in der Branche. Wir kontrollieren die tägliche Arbeit an der Basis genauso wie in den Chefetagen. Außerdem lassen unsere Trainingsmethoden wenig Spielraum für Fehler. Wir  können in jedem Bereich täglich flexibel schnellstmöglich reagieren, in der ganzen Welt.

Infos Dubai/Abu Dhabi
Anreise: Etihad Airways (etihadairways.com) ist die staatliche Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate – und aktuell neuer Sponsor des Formel-1-Rennstalls Ferrari. Von Deutschland aus geht es derzeit zehn Mal pro Woche ab Frankfurt und sieben Mal ab München nach Abu Dhabi. Abu Dhabi ist im Übrigen auch der bessere Ausgangspunkt für eine Reise in die Emirate, da der Straßenverkehr in Dubai chaotisch ist. 2007 wurden dort bis zu 9.000 Verkehrsdelikte pro Tag gezählt, und die Staus sind mörderisch.
Einem Mietwagen steht auch nichts mehr im Wege: Der deutsche Führerschein ist ab sofort auch in Dubai gültig.

Unterkunft: Das Emirates Palace Abu Dhabi (emiratespalace.com) gilt als das teuerste und luxuriöseste Hotel der Welt. Die oberste Etage sowie die pompöse Haupteinfahrt bleiben nur der königlichen arabischen Herrscherfamilie vorbehalten. Die Etage da­-runter ist nur für Könige und Staatsoberhäupter. Der Rest steht all denen offen, die es sich leisten können. Spezialangebote gibt es inkl. Flug ab 1.325 die Woche. Das Burj Al Arab (burj-al-arab.com) ist die erste Adresse in Dubai, ein 7-Sterne-Hotel. Das Shangri La Hotel (shangri-la.com) ist das neueste 5-Sterne-Plus-Hotel in Abu Dhabi.

Wetter: Ganzjahresdestination; im Sommer sollte man vor allem mittags den Strand meiden. Weitere Informationen: www.dubaitourism.ae, www.visitabudhabi.ae, abudhabigolfchampionship.com