Reise

Reise Brasilien: Wo nicht nur Seelen baumeln…

Wer hier nicht ins Schwärmen kommt
Marienkäfer grüßt Wald. Empfängnis plaudert mit Straßenlaterne. Und Mozart hat keine Lust auf Napoleon. Klingt in der Übersetzung skuril, ist aber im O-Ton ganz normal. In Brasilien können Eltern ihre Kinder frei benennen, wodurch dann eben Namen wie Joaninha, Floresta, Conçeicao und Cobustor herauskommen der weltberühmte Charaktere wiederbelebt werden.

Das erklärt auch die knackigen Namen brasilianischer Profi-Kicker… Golfinho heißt allerdings  keiner, obwohl wir diese Bezeichnung mehrfach gehört haben. Wer nun meint, dabei handele es sich um einen „kleinen Golfer“, liegt allerdings falsch. Golfinho ist ein Delfin!

Das mit dem „kleinen Golfer“ hätte gut gepasst, denn Golf ist in Brasilien geradezu winzig. Lebensfähig zwar, aber noch wacklig auf den Beinen. Warum? Weil von den ungefähr 185 Millionen Einwohnern weniger als 20.000 spielen. Übern Daumen nur jeder Hunderttausendste. Umgerechnet auf Deutschland hieße das, dass Sie und 550.000 weitere die Schläger wegstellen müssten.

Die 20.000, die in Brasilien regelmäßig spielen, machen das meist in Clubs, die tatsächlich „privat“ sind; im Vergleich dazu ist der vornehm-zurückhaltende Hamburger Golf-Club Falkenstein ja öffentlicher Grund. Da ist es doch nur gut, dass einige Plätze entstanden sind, die sich über Gäste wirklich freuen. Und auch die können juchzen, weil sie auf hinreißende Golfkurse treffen, die sie (fast) für sich allein haben. Folgen Sie uns bitte in die Region Bahia im Nordosten Brasiliens, die allein so groß wie Deutschland ist und eine mehr als 1.000 Kilometer lange Küstenlinie bietet. Platz genug also für grandiose Plätze
Beginnen wir mit dem Costa do Sauipe Golf Links, rund eineinhalb Autostunden nördlich von Bahias Hauptstadt Salvador. Den sandigen Boden eines echten Links-Platzes hat er genauso wie den unberechenbaren Wind vom Meer. Das ist auch nur gut so, weil es dadurch nicht zu heiß wird. Zwei 9-Löcher-Schleifen führen zum Clubhaus zurück, wobei die jeweiligen Schlusslöcher kurze Par 5 sind, auf denen man mit ein oder zwei Pars vor die Terrasse treten kann.

Allerdings nicht muss, denn wie man hier spielt, interessiert fast niemanden weil fast niemand da ist. Man mag es ja kaum glauben, aber auf dieser zauberhaften Anlage verkaufen sie im Schnitt acht Greenfees am Tag! Soll heißen: Um 9 Uhr startet der erste Flight, gegen 11 der zweite und Ruhe ist. Für den Club auf Dauer ein Desaster; für die, die spielen, der absolute Traum.

Schuß nach rechts, Socket links, Flyer ins Aus, nächster Versuch getoppt, vielleicht noch ein Luftschlag, dann ein Glückswedge direkt an die Fahne, Putt versenkt das kann Golf sein. Die gesamte Bandbreite dieses faszinierenden Sports auf einer einzigen Bahn grandios. Wahrscheinlich hat es kein anderer gesehen, garantiert niemand gemeckert oder von hinten gepresst.

Der Platz ist sehr offen, was den Einstieg in den Urlaub erleichtert.Die Roughs sind klar abgesetzt, die Grüns treu, wegen der Hitze relativ lang und doch verblüffend schnell. Ob sie zum nahen Meer hängen? Nicht wirklich, denn die Breaks, die wir gesehen haben, waren oft nicht da. Wahrscheinlich waren wir geblendet von der Komposition der Anlage aus sattem Grün, dem strahlenden Weiß der Dünen, durch die man spielt und stapft, und dem tiefen Blau des Atlantiks.
Die Farben wurden im Ibero-star Praia do Forte Golf Club noch intensiver verwendet. Die weitläufige Anlage hat Paul Burke Dye gezeichnet, jüngster Sohn des berühmten Pete. P. B. hat reichlich Erde onduliert und die  dye-typischen Bahnschwellen verbaut, die Monsterbunker und Fairways trennen. Der Platz ist für Einsteiger extrem offen, für Longhitter in den Landezonen mit Sand und Wasser gespickt. Wer im nahen Iberostar Hotel das All-inclusive-Paket bucht, spielt nicht nur ohne Greenfee, sondern kann auch an der Clubhaus-Bar und am Getränke-Cart (hier gibt es eins) zuschlagen.

Der perfekte Platz also für ein Ass; das aber hat in den drei Jahren des Bestehens noch keiner geschafft. Zum einen sind die Par 3-Bahnen sehr lang, zum anderen werden auch hier pro Tag nur rund 15 Runden gedreht; da könnte man sich die Caipirinhas für alle wohl auch so leisten.

Das Clubhaus des Comadatuba Ocean Courses besteht fast nur aus der „Ocean View Bar“. Was aber braucht man mehr, wenn das Hotel Transamerica mit seinen Zimmern, Restaurants, Pools und dem Traumstrand nur zwei lange Putts entfernt ist. Die 18 Bahnen führen zwischen Atlantik und üppigen Mangroven- und Palmenwäldern durch eine immergrüne Landschaft, die bei uns locker als botanischer Garten durchgehen würde. Auf Comandatuba spielen Sie berauschend schönes Golf, selbst wenn Sie kaum einen Ball treffen. Das nämlich regt höchstens Hardcore-Golfer auf, die hier ohnehin falsch sind, weil der nächste Golfplatz mehr als drei Autostunden entfernt ist.

Die aber lohnen sich, denn der Terravista Golf Course in der Nähe von Puerto Seguro gehört ohne jeden Zweifel zu den schönsten und aufregendsten Golfplätzen der Welt. Blättern Sie bitte einmal zurück und genießen Sie unser Aufmacherfoto auf den Seiten 22 und 23. Was aufgrund der roten Felsen, satten Grüns und des endlosen Ozeans aussieht wie die Algarve, ist tatsächlich das hinreißendste Stück Bahia – und damit wilder und eindrucksvoller als der portugie-sische Süden, der seinerseits ein Leckerbissen ist. Brasilien aber bietet, um im Bild zu bleiben, echtes Sterne-Golf. Deshalb haben wir davon auch bis zu 6, unsere Höchstwertung, vergeben. Derartiges Lob führt meist zu deutlich höherem Andrang und weniger Spaß auf den Golfplätzen. Für Bahia gilt das auf absehbare Zeit nicht – so wahr ich mit meinem brasilianischen Namen jetzt Hennissco heiße.

Infos Brasilien/Region Bahia
Lage: Brasilien ist von der Fläche und der Einwohnerzahl (185 Millionen) der fünftgrößte Staat der Welt. Die Region Bahia liegt im Nordosten des Landes, ist ungefähr so groß wie Deutschland. Diese Dimensionen muss man bei allen Planungen berücksichtigen.

Klima: Wenn bei uns Winter ist, wird es in Bahia richtig heiß – bis zu 32 Grad. Durch die fast permanente Brise vom Atlantik aber lässt sich die Wärme am Strand und auch auf den Golfplätzen sehr gut aushalten.
Währung: Brasilianischer Real (R$). 1 Real 0,40 Euro. Kreditkarten werden akzeptiert. Bargeld gibt es an immer mehr Automaten mit dem Maestro-Zeichen. Aus Sicherheitsgründen sind viele Automaten allerdings nachts gesperrt.

Infos:

Sprache: Portugiesisch mit deutlicher brasilianischer Färbung.

Anreise: Aus Europa fliegt keine Airline so oft und zu so vielen Zielen nach Brasilien wie die portugiesische TAP (rechts). Der Flug von Lissabon nach Salvador und zurück dauert je rund neun Stunden, kostet ab ca. 350 Euro. Darin sind die Anschlussflüge ab und bis Deutschland nach Lissabon bereits enthalten. Weitere Infos: www.flytap.com

Mobiltefefon: Europäischer Standard funktioniert fast flächendeckend.

Internet: Gute Abdeckung, in großen Hotels teilweise drahtlos an den Pools.

Sicherheit: Auf dem Land, in kleinen Orten kann man sich frei bewegen. Vorsicht in den Großstädten; beachten Sie die Hinweise der Behörden und Hoteliers.

Hoteltipps: Sauipe Suite Hotel. Eines von mehreren Hotels auf der Anlage. Große Apartments mit Blick auf Pools und Meer; traumhafter Strand. Shuttle zum Golf (www.costadosauipe.com.br). Iberostar Praia do Forte. Neues, lebendiges 5-Sterne-Haus mit Clubflair am Traumstrand. All-inclusive gilt je nach gebuchtem Package auch für den nahen Golfclub (www.iberostar.com). Pousada Solar dos Deuses, Salvador. Feines Haus im historischen Viertel mit sieben zauberhaften Zimmern. Erstklassiger Service, Frühstück immer aufs Zimmer (www.solardosdeuses.com.br). Pousada Etnia, Trancoso. Liebevoll gestaltetes Ensemble mit großen Bungalows und tollem Service. Shuttle zum Terravista GC (www.etniabrasil.com.br). Hotel Transamerica, Comandatuba. Luxus-Resort, das mit dem Golfplatz fast die gesamte Insel bedeckt. Erstklassiges Spa, Traumstrand und viel (Wasser-)Sport (www.transamerica.com.br).

Weitere Informationen: Teamtours  Incentivo aus Sao Paulo. Inhaber Klaus Kaiser, ein golfverrückter Österreicher, der seit Jahren in Brasilien lebt und mit einer Einheimischen verheiratet ist, kennt Land, Leute und Golfplätze. Telefon: 0055 / 11 / 96 55 69 42 (Internet: www.teamtoursbrasil.com). Infos auch bei Olimar Reisen (www.olimar.com).