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150. Open: Startzeiten +++ ohne deutsche Spieler +++ The Claret Jug

Am Donnerstag beginnt die große Jubiläumsparty in St Andrews: Die 150. Open Championship. Wer macht das Rennen und holt sich auf dem Old Course die Claret Jug? Leider ist kein deutscher Spieler am Start.

ST ANDREWS, SCOTLAND - JULY 11: A detail view of the Claret Jug logo on course during a practice round prior to The 150th Open at St Andrews Old Course on July 11, 2022 in St Andrews, Scotland. (Photo by Stuart Franklin/R&A/R&A via Getty Images)
Jubiläum: Die Open in St Andrews (Photo: Getty Images)

Am Donnerstag beginnt die große Jubiläumsparty in St Andrews: Runde eins der 150. Open Championship. Wer macht das Rennen und holt sich auf dem Old Course die Claret Jug?

Der erste Schlag bei dem Major ist für einen Schotten reserviert. Paul Lawrie wird um 6.35 Uhr Ortszeit das Major eröffnen. Schade, dass bei diesem einzigartigen Event kein deutscher Spieler am Start ist. Tiger Woods (USA) beginnt seine Runde um 14.59 Uhr Ortszeit.

Aus deutscher Sicht ist die Geschichte der Open Championship keine Erfolgsstory. Es ist das einzige Turnier, das uns zum »German Grand Slam« fehlt, denn beim Masters (Bernhard Langer) sowie der US Open und der PGA Championship (Martin Kaymer) konnte ein deutscher Spieler ja bereits gewinnen. Bernhard Langer, Alex Cejka und einmal sogar Tino Schuster lagen zwischenzeitlich ganz vorn, doch in der langen Geschichte sollte es nie zu einem Sieg reichen. (Immerhin: Nach Sophia Popovs Sieg bei der Women’s British Open 2020 gibt es immerhin einen geschlechterübergreifenden Grand Slam.)

Open Lieblingsturnier

Bernhard Langer gestand einmal, dass die Open sein Lieblingsturnier sei. Zwei Mal wurde er Zweiter und vier Mal Dritter. Selbst kurz vor seinem 48. Geburtstag schaffte er noch einmal den fünften Platz. »Wir hatten immer unglaubliches Pech«, erinnerte sich einmal Caddie Peter Coleman und meint vor allem die Wetterkapriolen in Royal St. George’s im Jahr 1985, die Langers Open-Sieg wortwörtlich verwehten. »Wir mussten lange Eisen in die Grüns schlagen, doch bei Sandy Lyle waren Wind und Wetter immer perfekt: Er hatte höchstens noch ein Eisen 8 in der Hand.« Ein kleiner Trost für Langer: 2010 gewann er die Senior British Open. 

Yips-Anfall

Apropos Bernhard Langer: 1988 war es ausgerechnet die British Open, bei der er unfreiwillig seine Yips einer Weltöffentlichkeit präsentierte. Auf dem 17. Grün benötigte er fünf Putts und kam mit einer 80 ins Clubhaus. Während zunächst nur die Eingeweihten getuschelt hatten, gab es nun dicke Schlagzeilen in der englischen Presse, die noch nie für ihre Feinfühligkeit bekannt war. 

Und bei der Open 1985 trug Langer erstmals einen Pullover seines neuen Ausrüsters. Auf dem Rücken stand in Großbuchstaben der nicht sehr dezente Schriftzug »BOSS«. Der R&A und auch die BBC waren not amused und drohten damit, Langer im Wiederholungsfall von den Bildschirmen zu verbannen.

ST ANDREWS, SCOTLAND - JULY 12: Scottie Scheffler of The United States plays a shot on the 2nd during a practice round prior to The 150th Open at St Andrews Old Course on July 12, 2022 in St Andrews, Scotland. (Photo by Kevin C. Cox/Getty Images)
Die Nummer eins der Welt: Scottie Scheffler (Phot: /Getty Images)

INTERESSANTE STARTZEITEN

Schwarz-Rot-Gold ist nicht dabei, die einzigen deutschsprachigen Vertreter sind die beiden Österreicher Sepp Straka und Bernd Wiesberger.

06.35 AM: Paul Lawrie (SCO) – Webb Simpson (USA) – Min Woo Lee (KOR)
07:30 AM: Phil Mickelson (USA) – Lucas Herbert (AUS) – Kurt Kitayama (USA)
07:41 AM: Patrick Reed (USA) – Tom Hoge (USA) – Joo-Hyung Kim (KOR)
07:52 AM: John Daly (USA) – Bryson DeChambeau (USA) – Cameron Tringale (USA)
08:03 AM: Cameron Smith (USA) – Brooks Koepka (USA) – Seamus Power (IRL)
08:14 AM: Francesco Molinari (ITA) – Tommy Fleetwood (ENG) – Justin Rose (ENG)
09:14 AM: Sepp Straka (AUT) – Luke List (USA) – Justin De Los Santos (PHL)
09:58 AM: Collin Morikawa (USA) – Rory McIlroy (NIR) – Xander Schauffele (USA)
10.09 AM: Shane Lowry (IRL) – Viktor Hovland (NOR) – Justin Thomas (USA)
10:20 AM: Will Zalatoris (USA) – Hideki Matsuyama (JPN) – Tony Finau (USA)
11:47 AM: Christiaan Bezuidenhout (RSA) – Bernd Wiesberger (AUT) – Sam Bairstow (ENG/Am.)
12:42 PM: Henrik Stenson (SWE) – Russell Henley (USA) – Aldrich Potgieter (RSA/Am.)
12:53 PM: Stewart Cink (USA) – Sergio Garcia (ESP) – Aaron Jarvis (CYM/AM.)
01:04 PM: Sungjae Im (KOR) – Paul Casey (ENG) – Gary Woodland (USA)
01:15 PM: Dustin Johnson (USA) – Adam Scott (AUS) – Marc Leishman (AUS)
01:26 PM: Scottie Scheffler (USA) – Tyrrell Hatton (ENG) – Joaquin Niemann (CHL)
02:59 PM: Tiger Woods (USA) – Matthew Fitzpatrick (ENG) – Max Homa (USA)
03:10 PM: Jordan Spieth (USA) – Jon Rahm (ESP) – Harold Varner III
03:21 PM: Patrick Cantlay (USA) – Sam Burns (USA) – Mito Pereira (CHL)

alle Uhrzeiten Ortszeit

Denkwürdige Open-Momente

1869: Young Tom Morris gewinnt die Open in Prestwick vor seinem Vater, der Zweiter wird.

1930: Bobby Jones gewinnt nach der British Amateur Championship auch die Open in St. Andrews und wird später im Jahr den Grand Slam holen.

1953: Ben Hogan zähmt bei seinem ersten und einzigen Auftritt in Schottland die Bestie von Carnoustie.

1977: Beim »Duell unter der Sonne« setzt sich Tom Watson in Turnberry gegen Jack Nicklaus durch.

1999: Jean Van de Velde bricht trotz drei Schlägen Vorsprung auf der Schlussbahn von Carnoustie ein; die Open werden in verheerendem Wetter zum Überlebenstraining.

2007: Im Stechen setzt sich Padraig Harrington gegen Sergio García in Carnoustie durch und sorgt für den ersten Major-Triumph eines Europäers nach zehnjähriger Durststrecke.

2009: Tom Watson ist mit fast 60 Jahren in Turnberry nur einen Zwei-Meter-Putt von seinem sechsten Open-Sieg entfernt.

2016: Im hochklassigsten Schlussduell der Open-Geschichte setzt sich Henrik Stenson (63 Schläge) in Royal Troon gegen Phil Mickelson (65 Schläge) durch.

2017: Jordan Spieth gewinnt die Open in Royal Birkdale mit einem Fabelschlag von der Driving Range aus.

The Claret Jug, (Photo: Getty Images)
The Claret Jug, (Photo: Getty Images)

The Claret Jug

Die ersten Open-Sieger schmückten sich wie Boxer mit einem Championship-Gürtel aus rotem Leder mit silberner Schnalle. Als Young Tom Morris die Open zum dritten Mal hintereinander gewann, durfte er den Gürtel behalten; eine neue Trophäe musste her, was so lange dauerte, dass die Open 1871 ausfiel. Die Silberschmiede Mackay Cunningham & Company aus Edinburgh fertigte eine Kanne an. Kosten: 30 Pfund. Weil aber die Open 1872 erst in letzter Minute zustande kamen, wurde die Kanne nicht rechtzeitig zu Young Tom Morris’ vierten Sieg fertig – dennoch ist sein Name als erster eingraviert.

Kein Champion darf die Claret Jug länger als ein Jahr behalten, und die eigentliche Kanne geht nicht mit auf Reisen, schließlich ist sie eine der ältesten Trophäen der Sportgeschichte. Der Spieler bekommt ein baugleiches Replikat, das er vor dem nächsten Open-Turnier zurückgeben muss. Er darf sich aber auf eigene Kosten bis zu fünf Claret Jugs in einem kleineren Maßstab anfertigen lassen. 

Silberkanne

Der Graveur muss fix arbeiten, denn der Open-Champion erhält die Silberkanne bereits bei der Siegerehrung mit seinem verewigten Namen. Eine beliebte Spekulation ist, wann die Gravurarbeiten in der Schlussrunde anfangen. So soll der Graveur 1999 angeblich bereits mit »Jean Van de Velde« begonnen haben, als der Franzose noch auf der Schlussbahn war. Und als Mark Calcavecchia 1989 die Open gewann, hat er als Erstes gesagt: »Wie um alles in der Welt wollen die meinen Namen auf das Ding bekommen?«

Tom Watson gewann 1982 die Open in Carnoustie. Da kein Sieger das unschätzbare Original bekommt, nahm er die Kopie der Claret Jug heim nach Kansas. Als er 1983 nach Birkdale zurückkehrte, berichtete er den R&A-Verantwortlichen von einem kleinen Missgeschick: Bei einem Probeschwung im Wohnzimmer habe er aus Versehen die Kopie getroffen, die daraufhin zu Boden gestürzt sei und eine kleine Beule davon getragen habe.

Er wollte die Silberkanne zunächst zu einem Juwelier bringen, um den Schaden zu reparieren, legte aber schließlich selbst Hand an und besserte die Beule im eigenen Hobbykeller aus. Als die R&A-Oberen die reparierte Stelle begutachteten, bekamen sie fast einen Herzinfarkt: Man hatte Watson das Original statt der Kopie mitgegeben! Wie das geschehen konnte und warum das ein Jahr lang niemand bemerkt hatte, ist bis heute unklar.

PETER THOMSON playing in the 1974 BRITISH OPEN, ROYAL LYTHAM ST ANNES (Photo by Peter Dazeley/Getty Images)
Open-Star: Peter Thomson (Photo: Getty Images)

Der Star, den keiner kennt 

Peter Thomson gewann fünf Mal die Open, außerdem siegte er noch 26-Mal auf der European Tour und 34-mal auf der Australasian Tour, später elf Mal auf der Champions Tour. Warum der Australier so unbekannt blieb, obwohl er doch in einem Atemzug mit Arnold Palmer und Gary Player genannt werden müsste? Seine sportlichen Erfolge kamen wenige Jahre zu früh. Erst kurz danach begannen die TV-Übertragungen der Turniere, zudem war die British Open erst in den Sechzigerjahren für US-Spieler (und US-Fernsehsender) von Bedeutung, weil sich die Reise bis dato finanziell nicht lohnte, denn selbst ein Sieg hätte die Spesen nicht gedeckt; dazu kam der kleinere Ball, mit dem damals in Europa gespielt wurde.

Kaum ein US-Star wollte sich die Mühe machen, sich für ein Turnier, das dazu noch abenteuerlich schlecht dotiert war, umzustellen. Bei seinem letzten Sieg 1965 in Birkdale konnte Thomson allerdings ein Weltklassefeld um Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Tony Lema schlagen, damals die drei Führenden der US-Geldrangliste. Peter Thomson hat es aber nie bereut, der beste unbekannte Golfer des 20. Jahrhunderts zu sein. Er arbeitete bis zu seinem Tod 2018 in seiner Heimat Australien als Sportjournalist und entwarf zudem mehr als 100 Plätze.

The 1976 Britiish Open Golf Championships being held at the Royal Birkdale Gold Club. Date of picture 10th July 1976. Maurice Flitcroft from Barrow, british amateur golfer & hoaxer. Posing as a professional golfer, Maurice managed to gain a place to play in the qualifying round of the Open Championships. His duplicity was easily uncovered when he carded 49 over par (121), the worst score in the tournaments hsitory. (Photo by The People/Mirrorpix/Mirrorpix via Getty Images)
Maurice Flitcroft (Photo: Getty Images)

Dreist wie Maurice Flitcroft

Maurice Flitcroft bezeichnete sich selbst als »Phantom der Open«. Zwei Mal gelang es dem kettenrauchenden Kranfahrer aus dem englischen Barrow-in-Furness, sich ins Qualifikationsfeld des wichtigsten Golfturniers der Welt zu schleichen. 

1976 begann er die Runde mit einer 11 am ersten und einer 12 am zweiten Loch. »Am Anfang war ich etwas verkrampft«, sagte er später, »am Ende habe ich mich dann in den Griff gekriegt.« Auf den ersten Neun spielte er eine 61, auf den zweiten Neun eine 60, insgesamt eine 121 und damit 49 über Par, das höchste jemals notierte Ergebnis einer British-Open-Qualifikation. Als ein Reporter danach Flitcrofts Mutter anrief und sagte: »Es ist wegen ihrem Sohn und der Open«, da antwortete sie – Selbstüberschätzung liegt eindeutig in den Genen –: »Oh, hat er gewonnen?« Als sie mit der herben Wahrheit konfrontiert wurde, blieb sie loyal, wie es nur Mütter können: »Na, irgendwo muss er ja anfangen, nicht wahr?« 

Pseudonym

1990 schaffte es Flitcroft erneut in ein Qualifikationsturnier der Open, diesmal unter dem französischen Pseudonym Jean Beau Jolley. Als er nach zwei Löchern 3 über Par lag (immerhin eine Verbesserung gegenüber 1976), wurde er von Offiziellen vom Platz geleitet. »Ich habe mich nicht optimal aufgewärmt«, entschuldigte er sich.

In Britannien schätzt man skurrile Gestalten; er wurde eine Art Star und bekam den Spitznamen »Don Quijote mit dem Neuner-Eisen«. Ein Club veranstaltete mehrere Jahre lang ein »Flitcroft Invitational«-Gauditurnier, bei dem Mulligans erlaubt waren, ein Loch einen Durchmesser von 30 Zentimetern hatte und an einem Grün sogar zwei Lochpositionen gesteckt waren, damit auch die schlechteste Annäherung noch die Chance auf ein Par hatte. Einmal wurde der ältliche Flitcroft mit seiner Frau zu dem Turnier eingeladen. »Das ist das erste Mal, dass wir gemeinsam das Haus verlassen, seit der Gasofen in unserer Küche explodiert ist«, gab er zu Protokoll – und spielte immerhin eine 92. 

Der letzte Satz gehört dem Meister, der im Jahr 2007 verstarb: »Ich wollte reich und berühmt werden. Ich habe nur eines von beiden geschafft.«

Daten & Fakten: Die 150. Open Championship

Austragungsort: St. Andrews, Old Course Schottland, 14.-17. Juli.
Preisgeld: 14.000.000 US-Dollar
Titelverteidiger: Collin Morikawa (USA)
kein deutscher Spieler qualifiziert
weitere Infos: HIER

ST ANDREWS, SCOTLAND - JULY 12: Former Open Champions pose for a photo with Peter Forster, Captain of The Royal and Ancient Golf Club of St Andrews outside The R&A Clubhouse prior to The 150th Open at St Andrews Old Course on July 12, 2022 in St Andrews, Scotland. (Photo by Richard Heathcote/R&A/R&A via Getty Images)
Gruppenbild: Die ehemaligen Open-Sieger (Photo: Getty Images)