Bag, Schläger, Bälle und zwei Paar Schuhe (eins hat er Ari mitgebracht) für insgesamt 120 Euro. „Ich habe in Finnland eigene Schläger, aber als ich das Billig-Angebot sah, konnte ich nicht widerstehen“, grinst der Ketchup-Millionär. „Schlechter spiele ich mit den Billigen auch nicht.“
Am Ende notiert Clas auf dem Platz von Anfi Tauro 94 Schläge. Alle Softspikes haben sich vom Billigtreter verabschiedet, doch die Schläger haben den Kauf beim Discounter gerechtfertigt. „Ihr Deutschen versteht was vom Geschäft“, sagt Clas, der daheim in Turku die Finish Ladies Open organisierte. Sein verknautschtes Gesicht erinnert ein wenig an Margaret Rutherford, die Miss Marple aus den TV-Krimis.
Mit Anfi Tauro hat sich US-Designer Robert von Hagge ein Denkmal in Stein gemeißelt. Riesige Bagger mit vier Meter großen Rädern importierte er aus den USA. Drei Jahre lang ließ von Hagge den Fels für die Fairways sprengen. „Am Ende bescherte dieser Aufwand dem Norweger Bjørn Lyng, der kurz nach der Platzeröffnung starb, und seiner Anfi Group eine Mammutinvestition von 30 Millionen Euro“, so der Clubmanager Francisco de Bethencourt, dessen Familie zu den ältesten der Insel gehört.
In diesem Jahr wird das Clubhaus gebaut und ein überfälliger Strokesaver erstellt. „Wichtig ist zunächst der Platz“, fällt Pablo Llinares de Bethencourt seinem Cousin ins Wort. Pablo ist Managing Director beim „Gran Canarias Golfverband“. „Anfi Tauro ist ein Meisterwerk. Der Platz lockt scharenweise neue Golftouristen auf unsere Insel.“ Sogar Millionäre aus Finnland.
Ein Job für die Nagelschere
Vor allem unter Norwegern und Deutschen hat sich die Qualität des Platzes rumgesprochen. Breite, geschwungene Fairways mit strahlend weißen Bunkern, an deren Ende ein von gigantischen Felswänden eingeschlossenes Grün liegt, wechseln sich ab mit schmalen, grünen Schneisen entlang von Abhängen, die sich auf ihrem Weg zur Fahne hoch in die Berge graben. Und immer wieder wird der Blick freigegeben auf das Meer im Süden.
Ein Greenkeeper ist das ganze Jahr nur mit dem Trennen von Fairways und Grüns beschäftigt. Dabei hindert er das belastbare Paspalum-Gras der Fairways daran, sich mit dem Agrostis der Grüns zu vermischen – ein Job für die Nagelschere.
Die Nagelschere haben die Betreiber auf dem neuen Nordplatz des Salobre Golfresorts bislang steckengelassen. Vielmehr mussten seit seiner Eröffnung im August 2008 immer wieder die großen Bagger anrücken. „Zu schwer, zu schmal, unspielbar“ waren die Attribute, die die ersten Besucher dem Platz gaben. Besitzer Juan Miguel San Juan selbst hatte dem Designer Ron Kirby mit seinen Ideen unter die Arme gegriffen. Ein Amateurfehler. Fairways direkt an Steilhängen mit Landezonen so breit wie Wanderwege im Hochgebirge waren für viele unüberwindbar.
Der Caddiemaster verkauft prall gefüllte Beutel mit gebrauchten Golfbällen am Starterhäuschen. Dabei sind die ganz harten Zeiten vorbei, nachdem Manager Alejandro Gonzáles Naranjo das Zepter in Salobre übernommen hat. Der Ex-Playing-Pro hat sich die Spielbarkeit des „Norte“ zur Hauptaufgabe gemacht, lässt den Besitzer jährlich 50.000 Euro in die Überarbeitung investieren. „Ohne mich wäre der Platz heute vielleicht schon geschlossen“, so der 35-Jährige, der mit 69 Schlägen dort den Platzrekord hält.
Richtiges Abenteuergolf
Mit jetzt breiteren Fairways und vor allem einem verbesserten Image findet der neueste der kanarischen Plätze immer mehr Freunde. Denn bei allen Schwierigkeiten sind die 18 Löcher im felsigen Hinterland von Maspalomas landschaftlich einmalig. Auf dem Weg zu einem verspielten Finale mit winzigem Inselgrün müssen mit Kakteen gesäumte Canyons überspielt und etliche Steilwände überwunden werden richtiges Abenteuergolf.
Auch der dritte der neuen Plätze Gran Canarias, der Meloneras Golfplatz, ist auf seinen Back Nine so ein abenteuerlicher Flirt mit der Natur. Die Löcher 12 bis 16 wurden direkt bis an die felsige Steilküste von Maspalomas gebaut, in direkter Verlängerung von Strand und Hotels. Der kitschigste Platz der Insel für eine perfekte Urlaubserinnerung.
Nur eine heftige Brise kann dieses Liebesabenteuer stören, wenn der Sand der benachbarten Freifläche über die Fairways peitscht. Hier plant Betreiber Lopesan ein weiteres Großhotel. Die Bauvorschrift auf Gran Canaria besagt nämlich: Nur wer einen Golfplatz baut, darf auch ein neues Hotel errichten. Vorerst aber will das Familienunternehmen seine mehreren Tausend Betten durch die Krise retten, bevor weiter investiert wird.
Drei neue Plätze, drei gute Gründe mehr für Gran Canaria. Clas jedenfalls ist nachhaltig begeistert, will Ari jetzt häufiger besuchen. Wer weiß, vielleicht baut der Millionär hier eines Tages seinen eigenen Platz – mit Lidl-Filiale am Clubhaus.
Infos Gran Canaria
Anfi Tauro Golf
Adresse: GC-1-Km. 61, Barranco del Lechugal, Valle de Tauro, 35138 Mogán
Telefon: +34 928/56 04 62
E-mail: golf@anfi.es
Internet: www.anfitauro.es
Eröffnung: 2007
Architekt: Von Hagge
Platz: 18 Löcher, Par 72, 5.392 m (gelb), 4.465 m (rot)
Greenfee: 94 (Mai-Sept. 59 )
Elektrocart: 10 p. P.
Fazit: Der beste Platz der Insel. Zwischen Meer und steinigem Gebirge gelegen wirkt die Athmosphäre wie in einem riesigen Amphi-Theater. Einziges Manko bislang: das provisorische Clubhaus.
Meloneras Golf
Adresse: Ctra. Gran Canaria 500, s/n, 35100 San Bartolomé de Tirajana
Telefon: +34 928/14 53 09
E-mail: melonerasgolf@lopesangroup.com
Internet: www.lopesanhotels.com
Eröffnung: 2006
Architekt: Ron Kirby
Platz: 18 Löcher, Par 71, 5.349 m (gelb), 4.497 m (rot)
Greenfee: 95
Elektrocart: 15 p. P.
Fazit: Die zweiten 9 Löcher direkt an der Felsenküste sind spektakulär. Hier lohnt sich auch ein 9-Löcher-Greenfee. Vorteil: die Nähe zu den Hotels von Meloneras und Maspalomas.
Salobre Golf (Norte)
Adresse: Urbanisazion Salobre Golf, GC-1-Km. 53, 35100 Maspalomas
Telefon: +34 928/01 01 03
E-mail: reservation@salobregolfresort.com
Internet: www.salobregolfresort.com
Eröffnung: 2008
Architekt: Ron Kirby
Platz: 18 Löcher, Par 72, 5.289 m (gelb), 4.518 m (rot)
Greenfee: 80
Elektrocart: 10 p. P.
Fazit: Zu schwer, zu verspielt, unmöglich – die Warnungen mancher Golfer vor unserem Besuch sind nicht mehr zeitgemäß. Wir waren vom gesamten Angebot positiv überrascht und begeistert.
Weitere Golfplätze auf Gran Canaria:
Salobre Golf (Sur): 18 Löcher, www.salobregolfresort.com Maspalomas Golf: 18 Löcher, www.maspalomasgolf.net Real Club de Golf Las Palmas: 18 Löcher, www.realclubdegolfdelaspalmas.com El Cortijo Golf: 18 Löcher, www.elcortijo.es Oasis Golf: Par 3-Platz bei El Cortijo Golf Las Palmeras Golf Park: Par 3-Platz in Las Palmas.
Anreise: Gran Canaria wird von mehreren deutschen Flughäfen und verschiedenen Fluggesellschaften angeflogen. Ein Service- & Kostencheck vorab ist ratsam. Einige Beispiele (Anm.: oft kurzfristige Änderungen): Air Berlin (www.airberlin.com): golffreundlichste Airline, Golfgepäck bis 30 kg frei; über das Internet bequem bereits ab 30 Stunden und bis 2 Stunden vor Abflug am eigenen Computer einchecken, Sitzplatz auswählen und Bordkarte ausdrucken.
Condor (www.condor.com): Golfgepäck bis 15 kg frei, darüber wie Übergewicht (10 pro kg); Sitzplatzreservierung pro Kurzstrecke 10 , XL-Notausgang-Sitz für 20 ; Online-Check-In noch nicht möglich.
Hotels: Das beste Hotel für Golfer auf Gran Canaria ist das Sheraton Salobre Golf Resort & Spa (www.sheraton.com): Alle Zimmer haben Blick auf die Golfanlage. Ein Highlight ist die Sunset-Bar mit Pool auf der Dachterrasse – Jennifer Lopez ließ sich hier verwöhnen.
Beispiel für ein Golfpaket: „Golf Safari“ – 7 Übernachtungen im Doppelzimmer mit Frühstück, Strand-Shuttle und insgesamt fünf Greenfees auf den Plätzen im Süden der Insel für 1.233 pro Person.
Weitere Hotelempfehlungen: Villa del Conde (www.lopesanhotels.com) oder Grand Hotel Residencia (www.seaside-hotels.de).
Weitere Golf-Infos:
www.grancanariagolf.com
www.progolf-reisen.de