Saudi und LIV Golf hier, Saudi und LIV Golf da. In den vergangenen Monaten war das Thema der neuen Tour omnipräsent und hat vielerlei Diskussionen ausgelöst. Am Abend des 31. Mai wurde nun die Teilnehmerliste für das erste Event vom 9. bis 11. Juni im Centurion Club bei London veröffentlicht. Endlich und mit viel Verzögerung.
Überraschung
Cheforganisator Greg Norman konnte nun doch noch für einen Paukenschlag sorgen. Neben Kevin Na (USA/20 OWGR) und Talor Gooch (USA/33 OWGR) ist Dustin Johnson, die ehemalige Nummer eins der Welt und derzeit auf Position 13 geführt, dabei. Das ist interessant. Der Amerikaner ließ sich in der Vergangenheit gerne von dem satten Antrittsgeld der Saudis locken und spielte die Saudi International regelmäßig mit. Als die Stars der PGA Tour sich reihenweise für ihre Verbundenheit mit Amerika aussprachen, sprang er auch auf und kehrte LIV Golf den Rücken.
Um jetzt erneut aufzuspringen. Brisant dabei: Zeitgleich zu dem Event in London wird auf der PGA Tour die RBC Canadian Open veranstaltet. RBC ist einer der Sponsoren Johnsons. „Wir sind sehr enttäuscht und wünschen ihm alles Gute“, teilte das Unternehmen mit. Wenn das nicht nach vorzeitiger Vertragsauflösung aussieht.
Bekannte Namen
Natürlich sind auch Louis Oosthuizen (RSA), Lee Westwood (ENG), Sergio Garcia (ESP), Ian Poulter (ENG), Richard Bland (ENG) sowie Martin Kaymer auf der Liste. Das sind die Namen, die seit Wochen gehandelt wurden. Der Deutsche sieht die von Saudi-Arabien finanzierte Serie als Option an, u.a. um den Golfsport mit diesem Konzept zu fördern und interessanter zu gestalten. Kaymer, der diese Woche bei der Porsche European Open in Hamburg spielt, bügelte die Kritik, dass Saudi-Arabien sein schlechtes Image (Menschenrechtsverletzungen) durch hochdotierte Sportveranstaltungen aufbessern möchte, ab: „Ich bin kein Politiker, ich bin Profi-Golfer“, wird er von der FAZ zu diesem Thema zitiert. Stimmt, mit dem Vorwurf, dass er den leichten, lukrativen Weg sucht und nicht mehr die knallharte Konkurrenz – damit wird er leben müssen. Durchaus überraschend ist, dass Bernd Wiesberger aus Österreich gelistet ist. Offenbar ist er bei seinen Gedankenspielen zu dem Ergebnis gekommen, dass es eine prima Gelegenheit ist, viel Geld zu verdienen… 48 Spieler, drei Runden, kein Cut und dann 25 Millionen Dollar Preisgeld sind Argumente.
Noch ist das Feld für London nicht voll. Kommenden Montag soll es eine Qualifikation geben und zudem wird noch ein Top-Name erwartet. Phil Mickelson oder Rickie Fowler sind die heißesten Kandidaten.
Gespannt wartet man nun auf die Reaktion der Touren, besonders der PGA Tour. Jay Monahan hat allen Profis mit Ausschluss gedroht. Ob das wirklich passieren wird und wann, das ist vollkommen offen. Ein sofortiger Rauswurf erscheint unrealistisch aus zwei Gründen. Nach London steigt die US Open. Der Fokus soll auf dem Major liegen und nicht auf das Geplänkel rund um LIV Golf verschoben werden. Zudem wäre es kontraproduktiv, weil die US Open von der USGA veranstaltet wird. Die USGA könnte die Entscheidungen der PGA Tour jederzeit aushebeln. Das gilt auch für die Open im Juli, da hat die R&A die Haushoheit.
Unabhängig davon haben sich die Profis längst in Stellung gebracht und wollen, die Problematik – wenn nötig – vor Gericht bringen.