Training

Paula Creamer: Dem Druck standhalten

Paula Creamer

Putten ist ein essentieller Teil des Golfspiels. Dennoch widmen die meisten Amateurspieler diesem Bereich zu wenig Aufmerksamkeit. Paula Creamer, US Women’s Open-Champion 2010, verrät, wie wichtig Routine und die richtige Einstellung für gelochte Putts sind.  

Nicht nur Amateurspieler, auch Profis setzen sich auf dem Grün mitunter ordentlich unter Druck – egal, ob es um einen Putt aus fünf Metern oder lediglich einen Ein-Meter-Putt geht. Zwar sind gelochte Putts für jeden Score wichtig, doch stehen sich einige Spieler (auch Profis) beim Putten selbst im Weg. Dann sieht man, wie beim Ansprechen des Balls förmlich Panik ich ihnen aufsteigt. Kommt Ihnen das etwa bekannt vor? Paula Creamer nicht – und daran hat sie gearbeitet. »Nur so habe ich bei der US Women’s Open im Oakmont Country Club 2010 mein erstes (und bisher einziges) Major gewonnen«, erklärt sie. Creamers Trick: »Ich habe nicht zugelassen, dass die Bedeutung des Turniers und die gesamte Turnierwoche meine normale Spielroutine negativ beeinflussen.« 

Tief durchatmen

Bei spielentscheidenden Putts – also jenen, die unbedingt gelocht werden müssen – atmet Creamer einmal tief durch. Ruhig bleiben, lautet die Devise. Und dabei kommt es auf die Pre-Shot-Routine an. Eine gute Schlagvorbereitung reduziert Stress und gibt Sicherheit. Genau das ist der Grund, weshalb jeder eine eigene und standardisierte Schlagvorbereitung haben sollte. Egal, in welcher Spielsituation Sie sich gerade befinden; mit einer Routine fühlt sich jeder Putt gleich an. »Eine Pre-Shot-Routine ist der Schlüssel, um zukünftig Putts zuverlässig lochen zu können«, weiß die Major-Siegerin.  

»Lassen Sie nicht zu, dass Drucksituationen Ihre Routine beeinflussen, ansonsten haben Sie schon verloren«.

Die bestmögliche Routine finden

Für die ideale Putt-Vorbereitung gibt es keine Mustervorlage. Stellen Sie dennoch sicher, dass Sie das Meiste aus Ihrer individuellen Routine herausholen. »Ich beginne damit, meiner anvisierten Puttlinie zu vertrauen«, erklärt die Lady in pink. Dazu läuft sie zügig um den Ball und das Loch herum, um die Fläche zwischen Ball und Ziel aus allen Winkeln zu betrachten. »Zügig« ist dabei wichtig! Vermeiden Sie es, unnötige Zeit beim Grünlesen zu verschwenden. Meistens ist die erste Einschätzung der Linie korrekt und ein nachträgliches Überdenken führt nur zu Verunsicherungen. »Nachdem ich die Linie abgeschritten habe, gehe ich hinter den Ball und versuche mir die richtige Rollgeschwindigkeit vorzustellen. Nicht selten sieht man, dass Spieler sich zu sehr auf den Weg fokussieren und darüber ganz den Greenspeed vergessen – dann hilft auch die richtige Linie nichts.«  

Sobald Paula Creamer eine Vorstellung über die richtige Geschwindigkeit hat, richtet sie ihren Ball aus. Meist sind ihre Bälle mit einem rosaroten Panther verziert – auch das gibt Sicherheit. Vielleicht hilft auch Ihnen eine vertraute Markierung dabei, stets ruhig und gelassen zu bleiben? Creamers Tipp: »Nicht vergessen: Dies ist ein Putt wie jeder andere!« Dann folgen zwei Probeschwünge, ein letzter Blick Richtung Linie und dann wird geputtet.  

Paula Creamer

Der (weiche) Griff

Paula Creamers Puttergriff »herkömmlichen«. Jeder sollte für sich herausfinden, welcher Griff (Cross-handed, Interlock, Oberlap, etc.) zu einem passt. Ein gängiger Fehler von Amateurspielern: sich kurz vorm Putt auf den Putter aufzustützen. Diese unschöne Angewohnheit führt zu unnötigen Schlagflächenverkantungen (offen/geschlossen). Creamer betont, dass sie sich auf einen »leichten Griff und weiche Hände« konzentriert.  

Beim Putten sollten die Hände niemals zu aktiv sein. Ansonsten wird der Schlag unzuverlässig und ist nicht gut zu kontrollieren. Vor allem die großen Muskelpartien (Schultermuskeln) sollten bei der Pendelbewegung eingesetzt werden. Diese Muskelgruppen helfen Ihnen dabei, einen ruhigen und wiederholbaren Schwung auszuführen. »Ich schwinge beispielsweise auf einer geraden Linie vor und zurück«, erklärt die US-Amerikanerin. Andere pendeln eher sichelförmig, auch »in-to-in« genannt.  

Übungen

Kleine Grüntempo-Übung: »Beim Training auf dem Übungsgrün suche ich mir gerne individuelle Ziele am Rand und versuche, dass der Ball knapp vorm Vorgrün liegen bleibt. So trainieren Sie Ihr Feingefühl.« 

Tor-Drill: Abgesehen vom Gefühl für die Grüngeschwindigkeit ist der Treffmoment äußerst wichtig. Der Schlägerkopf muss »square« auf den Ball treffen. Mittlerweile gibt es dazu viele hilfreiche Trainingstools. »Habe ich gerade nichts anderes zur Hand funktionieren auch Tees. Zur Übung stecke ich jeweils ein Tee vor und hinter dem Schlägerkopf in den Boden. Zwischen diesen Tees spreche ich den Ball an.« Ziel der Übung ist es, im Treffmoment gegen keins der Tees zu kommen. Der Putter sollte während der Schlagausführung die gesamte Zeit möglichst nah am Boden geführt werden. Wird eins der Tees getroffen, erhält man umgehend Feedback, dass im Treffmoment ein Fehler gemacht wurde (falsche Schlägerführung oder Schlagflächenverkantung).  

Putterkopf am Boden 

»Für mich ist der Gedanke, den Putterkopf möglichst nah am Boden zu führen äußerst wichtig. Dieser Gedanke hilft mir, mich auf die richtige Schlagausführung zu konzentrieren. Dadurch werden eine unnötige Steuerung der Hände oder ein zu frühes Hinterherschauen unterbunden.« 

»Versetzen Sie sich beim Putt auf dem Platz gedanklich zurück aufs Übungsgrün und konzentrieren sich auf Ihre Schwunggedanken. Dann löst sich das Druckgefühl. Als Belohnung für einen sauber ausgeführten Putt gibt’s den Genuss des wohl schönsten Geräuschs im Golfsport: Plopp – wenn der Ball im Loch verschwindet.« 

»Den Putter möglichst nah am Boden halten«.

Paula Creamer

Nationalität:  USA  
Alter: 35  
Profi seit: 2005 
Erfolge: 12 Siege (davon 10 auf der LPGA Tour); Major-Titel: US Women’s Open 2010  
Beste Weltranglistenplatzierung (Jahresende): 4 (2014) 

Paula Creamer