Wenn man wie ich im schwäbischen Teil Bayerns aufgewachsen ist, liegt das Allgäu praktisch vor der Haustüre. Doch wie hübsch es dort ist, war einem gar nicht so klar. Zumal man als junger Mensch nicht unbedingt auf die Schönheit der Natur achtet und zum anderen es ja einfach so ist, dass der Prophet im eigenen Land nichts, oder nicht viel, gilt. Hinzukommt, dass die Allgäuer Alpen gerne im Winter angesteuert wurden, der Sommer in den Bergen war – zumindest für mich – nicht so angesagt. Zwei Besuche im Allgäu binnen weniger Monate führten mir zuletzt aber vor, dass es auch ohne Schnee in der Gegend um Deutschlands südlichste Gemeinde Oberstdorf richtig schön ist. Wer den »Wächter des Allgäus«, den imposant in die Höhe ragenden Grünten, passiert hat und weiter Richtung Sonthofen und eben Oberstdorf fährt, kommt eine echte Postkartenlandschaft mit sanften Hügeln, hübschen Dörfern und Bergen im Hintergrund, denen die Schroffheit der oberbayerischen Alpen abgeht. Es locken herzhafte, aber wohlschmeckende Speisen und man trifft auf Menschen, die in ihrer Art und wegen der teilweise hart wirkenden Aussprache, manchmal etwas »speziell« für die Touristen sind. Aber das Herz am rechten Fleck haben. Für mich ist das Allgäu ein Stück Heimat und natürlich verbunden mit vielen Erinnerungen an zahllose Skitage beispielsweise in den Gemeinden Ofterschwang und Bolsterlang. Dass man dort auch veritabel Golfen kann, war mir bekannt, doch beim Besuch für GM wurde klar, dass ich diese Runden schon hätte viel früher spielen sollen (Stichwort: Prophet im eigenen Land). Sowohl der Platz Oberallgäu als auch der Platz Sonnenalp sind herrliche Gebirgsplätze mit sensationellen Ausblicken in die wunderbare Landschaft, interessanten Löchern und einem starken Pflegezustand. Beide Plätze mehrmals zu spielen, ist ein Vergnügen und tut auch dem Score gut. Und wer dennoch mehr Golf im südlichen Süden Deutschlands will, sollte vielleicht eine Stippvisite zu den pittoresken neun Löchern im GC Oberstdorf einlegen. Im Allgäu, einer der beliebtesten Ferienregionen der Republik, gibt es natürlich Übernachtungsmöglichkeiten en Masse. Idealer, und zugegeben, nicht unbedingt günstiger, Ausgangspunkt für die Runden ist das bestens bekannte Hotel Sonnenalp in Ofterschwang. Nicht zuletzt, weil der gleichnamige Platz vor der Haustüre liegt. Seit Jahrzehnten steht das Haus der Familie Fessler für absolute Spitzenklasse in der Hotellerie in Deutschland. Schöne Zimmer, ein wirklich umfassendes Angebot an Aktivtäten, großartiges Essen sowie ein formidables Personal machen das Hotel zu einer beliebten und oft auch komplett ausgebuchten Location für den Allgäu-Urlaub der Spitzenklasse. Und vielleicht sollte man sich einfach mal das gönnen – wer weiß, wie die Zeiten werden?
Golfplatz Oberallgäu
Echtes Gebirgsgolf bietet der jüngere der beiden »Sonnenalp«-Plätze im Skiort Bolsterlang. Heißt: Es geht immer wieder rauf und runter, unter anderem die 7 mit dem Namen »Grand Canyon« steht exemplarisch für die vielen Höhenunterschiede, die während der Runde zu bewältigen sind. Heißt auch, dass es wohlüberlegt sein muss, diesen Platz zu gehen, auch weil zwischen einigen Bahnen (besonders zwischen 10 und 11) viele Meter zu machen sind. Während der Runde auf dem, bei unserem Besuch, bestens gepflegten Areal genießet man tolle Blicke in die wunderbaren Allgäuer Berge. Besonders hübsch ist es beispielsweise an der 15, wenn der im Tal liegende Ort Fischen zu sehen ist. Diese Bahn (Par 5) ist dann auch der Auftakt zu einem strammen Finale, das dann erst mit der kurzen 18 ein entspanntes Ende findet.
87538 Bolsterlang, Untermühlegg 23
Tel: 08326/3 85 94 10, golf-sonnenalp.de
18 Löcher, 5.619/4.712 Meter
Par 72, CR: 69,3/ 69,5, Slope 126/124
Greenfee: 92 Euro (bis 8.30/ab 15 h: 42 Euro)
Golfplatz Oberallgäu: 61
Index: 0,74 / 1,02
Anspruch: 8
Zustand: 11
Design: 17
Kulisse: 16
Service: 9
Bonus: 0
Golfplatz Sonnenalp
Der britische Platzarchitekt Donald Harradine, ein Spezialist für die Konzeption von Golfanlagen in den Bergen, war für den ersten Entwurf dieses Platzes verantwortlich, der vor über 40 Jahren in Betrieb genommen wurde. Später erfolgte eine Überarbeitung durch den Lindauer Kurt Rossknecht. Herausgekommen ist ein richtig schöner Platz in den Bergen, der jedoch meist vergleichsweise eben verläuft. Und er ist trotz seines moderaten Ratings »nicht ganz ohne«. Die spannenden Bahnen befinden sich dabei auf der zweiten Halbrunde, so z.B. die 10, ein 344 Meter langes Par 4, dessen Grün vom Wasser verteidigt wird. Optisch ein »Brett« und zudem knackig ist das Par 3 (»Insele«) an der 13. Entweder man trifft die Puttfläche, oder aber man muss nachladen; und auch wenn man auf dem Grün liegt, ist das Par alles andere als gewiss. Gilt übrigens für alle Greens, die deutlich anspruchsvoller zu putten sind, als auf dem Nachbarkurs.
Interessant und gelungen sind die beiden Par 5 zum Ende der Runde. Der Schlag aufs finale Grün, das von einem Teich fast völlig umrahmt ist, wird von den ganz in der Nähe sitzenden Gästen auf der hübschen Clubhausterrasse entweder mit Anerkennung oder eben Mitleid goutiert.
87527 Ofterschwang, Muderbolz 10
Tel: 08321/27 21 81, golf-sonnenalp.de
18 Löcher, 5.807/4.989 Meter
Par 73, CR: 71,8/ 72,3, Slope 130/131
Greenfee: 98 Euro; bis 8.30 und ab 15 Uhr: 56
Golfplatz Sonnenalp: 69
Index: 0,79 / 1,08
Anspruch: 11
Zustand: 11
Design: 21
Kulisse: 15
Service: 11
Bonus: 0