In Southern Hills bekam selbst Goosen das große Zittern. Den ersten Putt aus 80 Zentimetern setzte er übers Loch hinaus; der zweite war noch schlechter, weil er schlicht am Ziel vorbeilief. Unfassbar für einen Weltklassemann wie Goosen, durch seine leidende Körpersprache aber für alle sichtbar. Nur gut, dass er die US Open am nächsten Tag im Stechen gewann. „Sonst“, so Goosen, „hätte ich an dieser 18 lange knabbern müssen.“
Sein Gegner damals im Stechen: Mark Brooks – auch der hatte den direkten Sieg mit drei Putts auf der 18 verschenkt. Es kam noch schlechter, denn auch Stewart Cink hätte sich seinen ersten Major-Titel holen können. Der aber brauchte auf dem finalen Par 4 drei Schläge bis zum Grün und drei weitere ins Loch. Doppelbogey! Stechen verpasst, Sieg weg, Traum zu Ende!
Brooks, der PGA-Champion von 1996, ist inzwischen in den Niederungen der Weltrangliste verschwunden, wird diesmal in Southern Hills nicht dabei sein. Goosen, Cink und all die anderen Weltklassespieler aber kehren im August für die 89. PGA Championship zurück an den Ort des allgemeinen Grauens. Goosen kommt gern: „Es ist schön, zu einem Platz zurückzukommen, auf dem man schon einmal ein Turnier gewonnen hat. Erst recht, wenn es sich dabei um ein Major handelt.“
Noch dazu, als der Club und die ausrichtende Professional Golfers Association (PGA)of America aus den Irrungen und Wirrungen des Jahres 2001 gelernt haben. John Szklinski, damals verantwortlich für den Platz in Southern Hills: „Beim 18. Grün hatten wir den Fehler gemacht, das Gras zu tief zu schneiden. Dadurch hielten sogar sehr gut gespielte Annäherungen nicht. Die rollten nicht nur vom Grün, sondern noch den Hang hinunter, der zum Grün führt. Das war einfach unfair.“
Vor drei Jahren kamen deshalb die Bagger, bohrten ihre hässlichen Zähne ins 18. Grün. Das wurde um rund zwei Meter nach links verschoben, der vordere Teil um zehn Zentimeter tiefer gelegt, der hintere um 20 angehoben – heraus kam ein wesentlich besser zu spielendes Grün mit immer noch zwei unterschiedlichen Ebenen. Allerdings: Der Schock von 2001 saß zu tief, um das neue Grün einfach grün werden zu lassen. Vor die Einsaat hatten die Planer intensive und ungewöhnliche Tests gesetzt. Weil Golfbälle auf dem sandigen Untergrund nicht richtig liefen, rollte man Basketbälle von allen Ecken und Enden des braunen Grüns zu den möglichen Fahnen-Positionen. Als die ersten übers Grün hinausliefen, kamen die Männer mit den großen Harken, um eine weitere Schicht Sand einzuarbeiten. Das ganze Procedere dauerte Stunden, brachte noch viel mehr Sand und am Ende eines langen Tages die Hoffnung, nun ein wirklich faires Grün geschaffen zu haben.
Nun ist ein Basket- kein Golfball und gewalzter Sandboden ein auf zwei Millimeter runtergemähtes Bentgras.
Was der immense Aufwand tatsächlich gebracht hat, wird sich bei der PGA Championship zeigen. Dann entscheidet sich, ob der Southern Hills Country Club ein wenig von seinem „grauenhaften“ Ruf verliert. Für die Spieler wäre das gut. Für uns Zuschauer mit dem Hang zum Dramatischen eher nicht!
Von Detlef Hennies
Southern Hills Country Club
(Total: 7.131 Yards Par 70) Loch für Loch
Loch 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Out
Yards 464 488 451 372 653 200 384 245 374 3.631
Par 4 4 4 4 5 3 4 3 4 35
Loch 10 11 12 13 14 15 16 17 18 In
Yards 366 173 458 537 223 413 507 358 465 3.500
Par 4 3 4 5 3 4 4 4 4 35